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Stadtbahnqualitäten

Johannes Bouchain

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Stadtbahn und Stadtentwicklung

Die „alte” Straßenbahn
Die Straßenbahn als „Fremdkörper”
Die „Renaissance” der Straßenbahn

Die Stadtbahn hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die in einem engen Verhältnis zur modernen Stadtentwicklung steht. Die heutige Rolle der Stadtbahn wird nur bei einem Bewusstsein der Entwicklung der städtischen öffentlichen Verkehrsmittel und der Bezüge zur Stadtentwicklung deutlich. Hier geht es um den Stellenwert der schienengebundenen Oberflächenverkehrsmittel im öffentlichen Raum zu unterschiedlichen Epochen der modernen Stadtentwicklung.

Die „alte” Straßenbahn

Der Vorläufer der heutigen modernen Stadtbahn ist die Straßenbahn, die in vielen Städten weltweit zum Ende des 19. Jahrhunderts große Verbreitung fand. Die elektrische Straßenbahn war das erste motorisierte Stadtverkehrsmittel und wurde in Deutschland erstmals 1891 in Halle an der Saale eröffnet. Die Stadtentwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts steht in enger Wechselwirkung mit dem damals neuen Verkehrsmittel Straßenbahn, denn das starke Stadtwachstum der Gründerzeit bedingte ein derartiges Transportmittel und gleichzeitig ermöglichte die Straßenbahn eine fortschreitende Vergrößerung der städtischen Radien. Die Straßenbahn ist aber nicht nur funktional bedeutend für diese Phase der Stadtentwicklung sondern auch ein bedeutender Bestandteil des gründerzeitlichen Stadtbilds.

Die Straßenbahn als „Fremdkörper”

Die städtebaulichen Paradigmen der Nachkriegsjahrzehnte und die als „Ideallösung” erachteten Straßenverkehrsmittel Auto und Autobus führten in vielen Städten zu einem völligen Verschwinden der Straßenbahn. Gerade in Deutschland bedeutete dies aber keine grundsätzliche Abkehr von leistungsfähigen öffentlichen Verkehrsmitteln. Man besann sich auf den Ausbau der Schnellbahnen und eine Kombination von verbliebenen Straßenbahnnetzen mit Tunnelstrecken in der Innenstadt (U-Stadtbahn). Doch die Verlagerung der öffentlichen Verkehrsmittel in den Untergrund und die gleichzeitige Schaffung (vertikal) getrennter monofunktionaler Verkehrsräume für Fußgänger und Autos führte oft zu unwirtlichen, wenig lebendigen Stadträumen.

Die „Renaissance” der Straßenbahn

Seit den 1980er Jahren erlebt die Straßenbahn als moderne, oberirdische Stadtbahn eine Renaissance. In Deutschland führten Neuerungen im Straßenbahnbereich (Vorrangschaltung an Ampeln, Niederflurtechnik) zu Netzerweiterungen und -modernisierungen. In den Ländern, wo die Straßenbahn nach dem Krieg fast völlig aus den Städten verschwunden war – insbesondere in Frankreich – führten die entsprechenden Neuerungen zur Wiedereinführung der Stadtbahn in vielen Großstädten und Metropolen. Dort werden laufend neue moderne Stadtbahnnetze eröffnet und die erneute Einführung des schienengebundenen Oberflächenverkehrs ist stets verbunden mit einer umfassenden Revitalisierung von Stadträumen. Auch die heutige Stadtentwicklung allgemein ist mit der starken Innenentwicklung, z. B. durch Flächenkonversionen von alten Militär-, Industrie- und Bahnarealen sowie durch die Neubewertung des öffentlichen Raums der neuen Stadtbahn zuträglich.

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